Kontakt
Rechtsanwalt Jörg Matthews

Prüfung der Echtheit eines handschriftlichen Testaments

Autor: Jörg Matthews

Thema: Erbrecht

Veröffentlicht am: 30. Juni 2021

In seinem Beschluss vom 27.08.2020 hat das Oberlandesgericht Hamburg festgehalten, dass zur Klärung der Echtheit eines handschriftlichen Testaments in einem Rechtsstreit nicht stets die Einholung eines Schriftsachverständigengutachtens erforderlich ist.

 

Vor dem Nachlassgericht stritten zwei Brüder darüber, ob die verstorbene Mutter das die Erbfolge nach ihrem Versterben festlegende, handschriftliche Testament, das einen der beiden Brüder zum Alleinerben bestimmte und damit den anderen enterbte, selbst geschrieben und damit wirksam errichtet hat. Nach § 2247 Abs. 1 BGB kann ein Erblasser ein handschriftliches Testament (nur) durch eine eigenhändig geschriebene und unterschriebene Erklärung errichten. Dabei soll in der Erklärung angegeben werden, zu welcher Zeit (Tag, Monat und Jahr) und welchem Ort der Testierende sie niedergeschrieben hat (Abs. 2). Die Unterschrift selbst soll den Vornamen und den Familiennamen des Erblassers enthalten, wobei eine Unterschrift in anderer Weise ausreicht, wenn der Erblasser regelmäßig so unterzeichnet und die Unterzeichnung zur Feststellung der Urheberschaft des Erblassers und der Ernsthaftigkeit seiner Erklärung ausreicht (Abs. 3). Der enterbte Bruder war hier der Meinung, das aufgefundene Testament könne u.a. aufgrund der Wortwahl, des Stils und der gemachten Rechtschreibfehler nicht von der Mutter stammen. Im Rechtsstreit entschied das Nachlassgericht nach Vergleich des Testaments mit anderen, unstreitig von der Erblasserin stammenden handgeschriebenen Texten, dass das Testament von der Erblasserin stamme und wirksam sei. Gegen die erstinstanzliche Entscheidung legte der enterbte Bruder Rechtsmittel ein. In der Rechtsmittelinstanz entschied das OLG Hamburg, dass das Nachlassgericht nicht verpflichtet war, zur Feststellung der Übereinstimmung der Handschriften ein Sachverständigengutachten einzuholen. Das Nachlassgericht verfüge über hinreichende eigene Sachkenntnis zum Vergleich der Schriftbilder. Lediglich dann, wenn aus Sicht der Richter Zweifel an der Übereinstimmung der Handschriften blieben oder sonstige Indizien für eine Fälschung sprechen, sei eine Gutachtenserstellung erforderlich. Es blieb daher bei der Entscheidung der ersten Instanz.

 

Praxis-Tipp: Ist die Erbfolge durch ein handschriftliches Testament geregelt, sollten die Erben für mögliche Streitigkeiten verschiedene (handgeschriebene) Schriftstücke des Erblassers aus dem Nachlass zu Beweiszwecken aufbewahren.

 

OLG Hamburg, Beschluss vom 27.08.2020 – AZ: 2 W 46/20

Landkarte Bayern
Standort Symbol
Kanzlei Fürth

Hallstraße 9
90762 Fürth
0 911 766750

Standort Symbol
Kanzlei Ansbach

Karlstraße 9
91522 Ansbach
0 981 9531960

Standort Symbol
Kanzlei Bamberg

Friedrichstraße 15
96047 Bamberg
0 951 297430

Standort Symbol
Kanzlei München

Ohmstraße 7/I
80802 München
0 89 9995450

Standort Symbol
Kanzlei Neustadt

Wilhelmstraße 26
91413 Neustadt/Aisch
0 9161 813900

Standort Symbol
Kanzlei Würzburg

Winterleitenweg 19
97082 Würzburg
0 931 9403410

Kontaktieren Sie uns gerne!

Sie suchen einen Anwalt in Fürth, Neustadt, Bamberg, Ansbach, Würzburg oder München?

Auf uns können Sie sich verlassen. Wir beraten Sie zu Ihrem Rechtsanliegen und finden individuell für Sie die beste Lösung. Gerne können Sie auch unser eMandat nutzen, um uns Ihren Fall ganz unkompliziert zu schildern.

Weitere Beiträge

 - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Frank P. Gäbelein

5. April 2023

Kündigung einer ungeimpften medizinischen Fachangestellten

Maßregelungsverbot – Kündigung einer nicht gegen das Coronavirus geimpften medizinischen Fachangestellten   Gemäß § 612a BGB ist es Arbeitgebern untersagt, Arbeitnehmer zu benachteiligen, weil diese ihre Rechte in zulässiger Weise... Mehr lesen...

 - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

23. März 2023

Wer in eine länger geöffnete Fahrzeugtür fährt trägt ein Mitverschulden

Das LG Saarbrücken hatte sich mit der Frage zu befassen, ob den Kläger ein Mitverschulden trifft, wenn er mit seinem Auto die schon länger geöffnete Tür eines anderen am Fahrbahnrand... Mehr lesen...

 - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

15. März 2023

Kein „rechts vor links“ auf Parkplätzen ohne eindeutige Regelung | Verkehrsrecht

Der sechste Zivilrechtssenat des BGH hatte im November 2022 darüber zu entscheiden, ob auf einem Parkplatz die allgemeine Verkehrsregel "rechts vor links" Anwendung findet.   Auf dem Parkplatz eines Baumarktes... Mehr lesen...

 - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Sebastian Kern

8. März 2023

Verkehrsrecht – Hupen reicht nicht aus

Auch wer hupt, muss die Gefahr weiterhin im Auge behalten. In seinem Urteil vom 20.01.2023 entschied das LG Saarbrücken, dass ein Hupen als Warnzeichen kein Vertrauen auf den Abbruch einer... Mehr lesen...

 - Rechtsanwalt bei Raab und Kollegen Frank P. Gäbelein

1. März 2023

Zulässigkeit unterschiedlich hoher Tarifzuschläge bei Nachtarbeit

Unterschiedliche Nachtarbeitszuschläge: Warum unregelmäßige Nachtarbeit höher vergütet wird   In der Arbeitswelt und vor allem in der Lebensmittelindustrie gibt es häufig Tarifverträge, die für unregelmäßige Nachtarbeit höhere Zuschläge vorsehen als... Mehr lesen...